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Die Grazer Weihnachtsgeschichte

von Samuel

Frohe Weihnachten! Woher wissen wir, dass Weihnachen froh ist? Warum ist Weihnachten ein freudiges Fest? Weil wir es nett hergerichtet haben? Weil wir uns alle mögen? Weil wir es gerade noch warm haben? Ich möchte euch Einblick in einen Teil der "echten, originalen Weihnachtsgeschichte" geben, wie sie in Graz vor genau einem Jahr hätte stattfinden können, erschreckend real und doch erfreulich schön. Mach es dir gemütlich, lehne dich zurück und lass dich ein bisserl vor den Kopf stoßen und neu inspirieren:

Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung von der Bundesregierung erging, die ganze Bevölkerung zu impfen. Das passierte, als Van der Bellen Bundeskanzler von Österreich war. Und alle Menschen machten sich auf den Weg in seine Heimatstadt, um sich impfen zu lassen. Es gingen aber auch Joseph aus Slowenien aus der Stadt Maribor hinauf in seine Heimatstadt Graz, um sich impfen zu lassen. Mit ihm war seine Verlobte Maria, die hochschwanger war. Als sie aber ankamen, war die Zeit der Geburt gekommen; und sie brachte einen Sohn zur Welt, wickelte ihn in einen Schal und legte ihn in eine Kinderschaukel beim Spielplatz neben der Hauptbrücke. Ihnen war nämlich in den Herbergen ohne 2G Nachweis kein Zutritt gewährt worden. Außerdem waren die Krankenhausbetten für Intensivpatienten reserviert, und Maria wurde umgehend nach der Geburt „nach Hause“ entlassen ...

Gestrandet in den unglücklichen und ungerechten Umständen einer Krisenzeit. Angekommen in einer fremd gewordenen Heimatstadt. Ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben, das sich vor der Not „da draußen“ verschließt. Gespenstisch ruhig wird es im Freien bei Nacht, während drinnen die Bildschirme zu flackern beginnen. Die mediale Aufmerksamkeit liegt – nicht bei Maria, die im Schutz eines Spielturms am Spielplatz in einer Notunterkunft übernachtet, bis Josef bei Verwandten Unterschlupf für sie ausfindig gemacht hat. Nicht bei dem Neugeborenen Jesus, der in der Kinderschaukel seine ersten Schreiversuche unternimmt. Die Aufmerksamkeit liegt – woanders, mal dort, mal da, dann wieder dort. Es kriselt, lautet die Botschaft. Kriegsgerüchte aus der Ukraine. Klimakrise. Inflation. Energieversorgung. Und Maria? Keiner, der ihr zur Geburt gratuliert? Keiner, der sich über das neugeborene Leben freut? Übersehen. Ignoriert. Vergessen. Wirklich? Lesen wir weiter:

Und es waren Obdachlose am Stadtrand von Graz, die auf den Auwiesen bei einem Lagerfeuer zusammensaßen und ihre Habe bewachten, die sie sich durch Betteln und Zeitungsverkauf untertags erarbeiteten. Plötzlich erschien ihnen ein Engel des Herrn in der Nacht, und die Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie, sodass sie große Furcht überkam. Doch der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch große Freude, die für die ganze Bevölkerung bestimmt ist ...

Es gibt noch mehr Vergessene, Ignorierte, Übersehene. Aber Gott sieht. GROSSE FREUDE wird von dem Engel verkündet, für die ganze Bevölkerung! Wie? Gemeinsame Freude, so richtig mit allen? Gemeinsame Furcht, ja die kennen wir gut aus den letzten Jahren, die verbindet uns. Außer die Männer, die haben keine Furcht sondern Sorgen. Aber kollektive Freude? Man freut sich selten gemeinsam als Nation! Außer wenn Österreich gegen Deutschland im Fußball gewinnt. Freude ist reserviert für Freunde, für Gleichgesinnte, individuell für eine Gruppe von Menschen. Christen feiern Feiertage. Trinkfeste Leute feiern Trink-Feste. Manche feiern Konzerte, Geburtstage, oder Twitter News. Manchere feiern einsam. Aber gemeinsam – feiern und Freude? Obdachlose und Studierte zusammen? Ungeimpfte und Geimpfte im selben Raum? Große Freude verkündet der Engel, für alle, und die Geringsten der Geringen werden von Zeitungsverkäufern zu Freuden-Botschaftern. Freude, worüber? Lesen wir weiter:

Denn für euch ist heute in der Stadt Graz ein Erretter geboren. Er heißt Christus, der Herr. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Ihr werdet ein Kind finden, das in einer Kinderschaukel liegt und in einen Schal gewickelt ist.

Ein Baby? Ich soll mich über ein fremdes Baby freuen? Babyfotos sind ja nett, so wie Katzenfotos, aber … ernsthaft? Von einer Jungfrau geboren? Hat sie sich künstlich befruchten lassen? Gab‘s das damals überhaupt schon? Vom Heiligen Geist schwanger? Wieso hab ich im ORF nichts drüber gelesen? „Ein Erretter ist geboren!“, hat‘s geheißen. Liegt da im Schal in der Schaukel und will die Welt retten? Das wollte ich auch mal als Kind, so richtig die Welt retten. Aber jetzt müssen wir zuerst das Klima retten, und die Umwelt, und das weggeworfene Brot und die krummen Gurken. Was will dieses Jesuskind erretten? Wir lesen weiter:

Und plötzlich stand bei dem Engel eine ganze Schar von Engeln aus den Himmeln, die Gott lobten mit den Worten: Ehre und Herrlichkeit gebührt Gott in der Höhe und Friede auf der Erde, an alle Menschen seines Wohlgefallens! ...

Friede auf der Erde? Friede ist Geschichte! Feindschaft ist die neue Freundschaft! Russland gegen den Rest, Demokraten gegen Republikaner, Links gegen Rechts, Jung gegen Alt. Aber ja, das hätte schon was - globaler Friede. Kein Ukrainekrieg mehr! Kein Krieg im nahen Osten. Keine Diktatur in Nordkorea. Keine Unterdrückung von Frauen. Kein Krieg zwischen Geimpften und Ungeimpften. Kein Krieg mit der Freundin, mit dem Freund. Kein Streit und keine Neiderei mit den Kollegen und dem Chef. Frieden in der Familie. Und vor allem - kein Krieg mehr gegen Gott! Frieden im Herzen! Nicht der andere muss besiegt werden, sondern das Ego, das nach Krieg schreit! Wir lesen weiter:

Nachdem die Engelsschar wieder zurück in den Himmel hinaufstiegen ist, sagten die Obdachlosen zueinander: Lasst uns nach Graz gehen, um zu sehen, was sich hier ereignet hat, wie der Herr es uns gesagt hat. Und sie eilten nach Graz und fanden Maria und Josef sowie das Kind, das in der Kinderschaukel schlief. Daraufhin verbreiteten die Obdachlosen die gute Nachricht, die sie über dieses Kind gehört hatten, überall in Graz. Und alle, die es hörten, waren sehr erstaunt über die Botschaft der Obdachlosen.

Begeisterung und Verwunderung. Wenn Jesus auf die Welt kommt – Gottes Sohn, wie wir an anderer Stelle erfahren, kommt damit nicht Gott selbst zu uns? Mitten in das Leid und die Dunkelheit? Wenn Gott so heruntergekommen ist, dann darfst auch du zu ihm kommen. Wen Gott sich so ausschließen lässt, dann bist auch du miteingeschlossen in seine Liebe. Wenn Gott so seinen Frieden anbietet, dann dürfen wir die Waffen endgültig ruhen lassen, kapitulieren, Gott gegenüber und anderen gegenüber.

Wer ist zu Weihnachten der Beschenkte? Das Geburtstagskind Jesus? Oder nicht viel mehr ich und du?

Die Grazer Weihnachtsgeschichte ist eine Abwandlung von "Lukas 2,1-20" und lose angelehnt an die Elberfelder Bibelübersetzung der Christliche Schriftenverbreitung e.V. Das echte Original findest du hier.

Impressum: Samuel Weiser. Wohnort: Graz